Segelclub STEWEAG

Ausguck
 
 
 
Atlantik‐Überquerung mit Sturmann Hans auf der „Fuchua“, einer Sunbeam 39

Als mich Sturmann Hans im Winter 2017/ 18 gefragt hat, ob ich ihn bei der Überstellung seiner „Fuchua“ von den Kanarischen Inseln in die Karibik begleiten würde, musste ich nur kurz überlegen. Wie oft ergibt sich im Leben die Möglichkeit, im bekannten Rahmen den Atlantik zu überqueren?

Den zweiten Eigner, Ressi Rudi, kannte ich noch aus dienstlichen Zeiten aus dem KW Pernegg. Im Zuge der Vorbereitungen lernte ich auch die beiden weiteren Crew-Mitglieder Ressi Stefan und Strassegger Fritz kennen. Aufgrund der Tatsache, dass sich diese Überfahrt für Übungszwecke für den FB4 eignet, besuchte ich einige Wochen vor Start einen FB4-Theoriekurs.

Am Samstag, dem 24.11.2018, verabschiedete ich mich bei Martina, um mich auf den Weg nach Teneriffa zu machen, wo schon ein Teil der Crew mit den letzten Handgriffen für die Bootsreise beschäftigt war. Der Flug von Wien über Madrid war unspektakulär, abgesehen davon, dass mein Seesack nicht gleich schnell war wie ich. Auf ihn mussten wir noch bis Sonntagabend warten und nutzten die Zeit, um das Radargerät zu installieren und die Leitungen im Mast zu verlegen.

Nach dem Frühstück am Montag machte sich die Crew noch auf den Weg, die letzten, leicht verderblichen Lebensmittel, wie Kraut, Gemüse, Obst und Fleisch, zu besorgen. Diese mussten noch verstaut werden. Im Hafen von Santa Cruz lagen zu der Zeit auch drei Schulschiffe, welche Kadetten für die Sail Trainings an Board nahm. Um 14:20 UTC wurde unser Motor gestartet und der sichere Hafen verlassen.

Bei 3 Bft fuhren wir die erste Nacht begleitet von einem Katamaran und einem Schulschiff Richtung Süden. In der Früh hatten wir Teneriffa und die anderen Boote aus den Augen verloren und nur noch Wasser umgab uns. Das Wetter war sonnig mit kleinen Wolken und der Wind drehte langsam (über die nächsten beiden Tage) von O auf NO. Die Stärke blieb annähernd gleich. So verging die erste Woche. Dafür waren Delfine in Schulen von bis zu 150 Tieren und viele kleine (ca. 20 – 25 cm lange) fliegende Fische unterwegs. Wir vermuteten, dass diese Fische vor einem möglichen größeren Jäger in Flucht flogen. Motiviert durch diese Annahme setzten wir einen Köder mit ca. 50 m Angelleine hinter uns im Kielwasser aus.
 
Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit betrug etwa 5 bis 6 kn und so erzielten wir über die Tage ein Etmal von rund 140 sm. Durch die angenehme Wacheinteilung von jeweils 2 Stunden und dadurch einer Ruhepause von 8 Stunden waren immer alle ausgeruht und mit Freude bei der Sache. So wurden das Frühstück und das nachmittägliche Essen immer gemeinsam gekocht und auch eingenommen.

Nach mehreren Tagen des ausgesetzten Köders wurden wir plötzlich durch Lösen der Seilbremse aus der Ruhe gerissen und alle waren blitzartig auf Posten. Die Segel wurden gefiert und der Kurs auf Amwind geändert, um Geschwindigkeit aus dem Boot zu nehmen. Trotzdem benötigte Stefan eine gute Stunde, um den Fisch in die Nähe des Bootes zu bringen. Mit großer Erwartung verfolgten wir den Kampf, bis der Fisch schlussendlich am Achterdeck fachkundig von Rudi aufbereitet wurde. Diese Abwechslung versorgte uns für mehrere Tage mit Fisch.

Um die Körperpflege nicht zu vernachlässigen, wurden im Abstand von 3 bis 4 Tagen die Segel geborgen und diejenigen, die wollten, konnten ein Bad im Atlantik nehmen. Die Temperatur wurde von den Kanaren bei ca. 24 °C immer wärmer, je weiter wir Richtung Westen kamen. Nur einmal verschoben wir den Badetag, weil uns Wale über mehrere Stunden begleiteten.

Zweimal wurden am Horizont andere Segel gesichtet, welche einige Stunden zu sehen waren und dann wieder verschwanden. So war die Freude groß, als wir nach 23 Tagen auf See am Nachmittag die Berge von Martinique erkennen konnten. Es war ein unvergesslicher Anblick, wieder Berge, Bäume und Siedlungen zu sehen. Wir erreichten Martinique wie geplant an der Südspitze und liefen um 22:30 UTC (03:30 Ortszeit) im Hafen von Le Marin ein und genossen es, bei einem kühlen Bier (unser Kühlschrank hatte während der Überfahrt eine gefühlte Temperatur von 10 – 15 °C) wieder Boden unter den Füßen zu haben.

Gesamt betrachtet kann ich nur jedem einen solchen Törn ans Herz legen. Man sammelt Erfahrungen und Erlebnisse, die sich im herkömmlichen Leben nicht machen lassen. Aber es ist besonders schön, wieder seine Lieben in die Arme zu schließen und zu Hause anzukommen.

Sitzi